Weil morgen im Bundestag die Änderung des Infektionsschutzgesetzes debattiert wird, gab es schon heute die übliche Freitags-Pressekonferenz von Gesundheitsminister Jens Spahn und dem Chef des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler.
Spahn und Wieler weiterhin für konsequentes Handeln
Bundesweit ist die Sieben-Tage-Inzidenz auf 160 gestiegen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn schlägt Alarm:
„Die Zahlen sind zu hoch, und sie steigen täglich weiter.“
In logischer Konsequenz fordert der Chef des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, die Zahlen müssen runter:
„Wir müssen jetzt handeln, jetzt auf allen Ebenen. Wir müssen unsere Kontakte jetzt reduzieren, Infektionsketten jetzt unterbrechen“.
Fleißiges Testen sei ja schön und gut, aber es schütze halt nicht vor dem Virus, so Wieler:
„Es ist naiv zu glauben bei hohen Zahlen das Virus wegtesten zu können.“
Naiv oder besser gesagt leichtsinnig scheint es da, wenn Kommunen jetzt erst mal nichts tun, weil sie auf das Gesetz zur Bundes-Notbremse warten in der Annahme, das werde es schon richten. Falsche Annahme, sagt Jens Spahn:
„Das alleine, und auch das erst Ende nächster Woche in Kraft tretend, löst unser akutes Problem nicht“.
Alle hätten jetzt schon die Möglichkeit zu handeln und sollten das auch tun. Die meisten Neuerkrankungen finden laut Wieler inzwischen bei den 15- bis 49-Jährigen statt. Zu 90 Prozent steckten sie sich mit der Variante B1.1.7 an.
Immer mehr Betten auf deutschen Intensivstationen belegt
Auf den Intensivstationen der Republik wird es zunehmend eng. Wie eng, das erklärt der Intensivmediziner Steffen Weber-Carstens. Er sagt, in einigen Regionen gebe es nur noch zehn Prozent freie Kapazitäten:
„Was bedeuten zehn Prozent? Die durchschnittliche Größe der Intensivstationen ist zehn bis zwölf Betten. Das bedeutet: pro Intensivstation genau ein Bett. Dieses Bett haben sie für den Schlaganfall-, für den Herzinfarktpatienten, für den Unfallpatienten, den chirurgisch operierten Patienten und für den Covid-Patienten. Das ist die Situation wie sie im Moment ist“.
Angesichts dieser dramatischen Lage empfiehlt Gesundheitsminister Jens Spahn erneut:
„Zwei, drei Wochen dieses Land so herunterzufahren, dass wir die dritte Welle brechen“.
NRW kehrt am Montag zum Wechselunterricht zurück
Ein weiterer akuter Problemherd sind die Schulen. Nordrhein-Westfalen kehrt am Montag zum Wechselunterricht zurück. Bis zu einer Sieben-Tage-Inzidenz von 200 ist dann Präsenzunterricht erlaubt. Dazu sagt RKI-Chef Wieler:
„Aus meiner Sicht ist die 200er Inzidenzgrenze zu hoch“.
Bei so einem Grenzwert, so Wieler, würden sich sehr viele Schülerinnen und Schüler infizieren, und am Ende würden wieder ganze Klassen zu Hause bleiben müssen. Jens Spahn fügt als Gesundheitsminister an:
„Gerade bei den Schulen, gerade mit den Erfahrungen, die wir mit der Mutation haben, kann ich mir auch deutlich früher als bei 200 diese Maßnahmen vorstellen – unbedingt“.